Andriy Shevchenko - Von Mailand in die Pampa
Was den ehemaligen, Championsleaguesieger, Europas Fußballer des Jahres, WM-Teilnehmer und italienischen Meister dazu getrieben hat der Weltmetropole Mailand den Rücken zuzukehren und bei einem anderen Club anzuheuern vermag ich nicht genau zu sagen. Angeblich war seine Frau vom schönen Italien nicht mehr angetan und drängte ihn zu einem Wechsel. Weder die sportliche, noch die finanzielle Komponente stellen meines Erachtens nach einen triftigen Wechselgrund dar. Dennoch brach der Shevchenko-Clan alle Zelte in bella-Italia ab um sie an anderer Stelle wieder aufzuschlagen.
Den Medien war zu entnehmen, dass ihn seine Reise nach London führen sollte. Ich aber sage ihnen: völliger Blödsinn! Aber eines nach dem Anderen.
Das Spiel gegen Neumarkt war das letzte der Schlüsselspiel-Troika der vergangenen Wochen. Der Dritte gastierte beim Zweiten, was dieser Begegnung definitiv den Status eines Spitzenspiels einbrachte. Diesem Anspruch wollten die 22 Akteure natürlich gerecht werden, was ihnen auch eindrucksvoll gelang. Offensiv, schnell und direkt wurde die Partie geführt, von den Gästen. Die Stadler-Elf stand allgemein etwas zu weit vom Gegner weg und ließ den Biss der letzten Wochen zu Beginn ein wenig vermissen. Doch Goalielegende Albert Winter, der für den verletzten Stammtorhüter Rischanek einspringen musste (ja, auch Trainingsspiele können gefährlich sein) flog wie in besten Zeiten durch den Strafraum. Und wenn er wider Erwarten doch bezwungen wurde, scheiterten die Gegner an Mittelfeld-Eber Stefan Buxhofer oder dem eigenen Unvermögen den Ball aus einem Meter Entfernung im Gehäuse unterzubringen. Nach und nach konnte man sich besser auf das Spiel der Kontrahenten einstellen und fand selbst einige Chancen vor. War es das (Bio-)Wetter, waren es die Gezeiten, der Luftdruck, der Mond oder lediglich die Nerven? Ich vermag nicht zu definieren, welch schier unmenschliche Kraft Christian Fressner daran hinderte, wenigstens ein einziges Mal alleinstehend vorm Torwart einen Treffer zu erzielen. Seine 3 Versuche blieben jedoch allesamt unbelohnt, wie auch ein Lupfer aus der Distanz von Armin Grasberger (wieder einmal hatte das Aluminium etwas gegen den Führungstreffer einzuwenden) Wie in den letzten beiden Partien lautete der Pausenstand also 0:0.
Nach Wiederbeginn fand man erneut einige Chancen vor doch ein Torerfolg wollte sich ums Verrecken nicht einstellen. Ganz anders auf der Gegenseite. Nach einem Corner schläft die gesamte Hintermannschaft und ein Neumarkter kann ungehindert zum verdienten 1:0 aus Sicht der Gäste einköpfen. Nun war taktisches Geschick, oder ein Wunder gefragt. Letzlich war es eine Mischung aus beidem, die dem SCG noch den Sieg bescheren sollte und genau hier kommt Andriy Shevchenko wieder ins Spiel. Er erzählte mir, mit von einigen Gläsern Bier gelockerter Zunge, dass er der glitzernden aber von Grund auf bösen Welt des Spitzenfußballs den Rücken kehrte, weil er keine Marionette mehr sein wollte. Er wolle ganz schlicht und einfach nur Fußballspielen und seine Wahl fiel, vollkommen verständlich auf den SCG. Mit neuer Frisur und geändertem Namen (lediglich sein mannschaftsinterner Spitzname "Rechenko" erinnert noch an vergangene Tage) fand er eine Bleibe im Mostviertel. Gepusht von seiner Einwechslung legte die Mannschaft noch einen Zahn zu und konnte somit die nicht so ansprechende erste Halbzeit vergessen machen. In unnachahmlicher Weise, 2 mal wunderbar von Stefan Buxhofer (welcher Herrn Shevchenko an seinen alten Kollegen Genaro Ivan Gattuso erinnert) in Szene gesetzt, verpasste er den geschockten Gästen kurz vor Schluss, nach dem ebenfalls herrlichen Ausgleich, den Todesstoß als er zwischen Verteidiger und Torwart hindurchschlüpfte, den Ball eroberte und diesen ins völlig leere Tor rollte. Anschließend meinte er, dass sein Dank dem gesamten Team gelte welches nach dem Gegentor fantastisch gespielt habe und dass ihn dieser Sieg ein wenig an die alten Zeiten erinnere und zwar um genau zu sein an seine Erzfeinde-den FC Bayern München, schlecht gespielt und kurz vor Schluss trotzdem noch gewonnen.
Fußball bleibt eben Fußball, egal ob im San Siro zu Mailand und am Josef Welser Sportplatz zu Gresten. Und der SCG bleibt dank dieses Sieges auch das was er ist, nämlich Tabellenzweiter.
written by "Marek" Grasberger
SC Gresten - am Montag, 16. Oktober 2006, 22:42 - Rubrik: Spielberichte Herren